So stärkt die Ernährung Ihr Immunsystem

Viren und Bakterien haben ein leichtes Spiel, wenn unser Immunsystem schwächelt. Insbesondere in Zeiten von Covid-19 ist es wichtig, das körpereigene Abwehrsystem fit zu halten. Die Ernährungsberaterin Nicole Müller-Leuenberger sagt, wie das geht.

Noch ist weder ein Impfstoff noch ein wirksames Medikament gegen Sars-CoV-2 in Sicht. Das Virus trifft vor allem Menschen mit Vorerkrankungen und einem angeschlagenen Immunsystem besonders hart. Demzufolge ist ein gesundes, körpereigenes Abwehrsystem im Kampf gegen Bakterien und Viren essenziell. «Eine ausgewogene und gesunde Ernährung wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit aus und stärkt das Immunsystem», bestätigt Nicole Müller-Leuenberger, Ernährungsberaterin am Spital Affoltern in Affoltern. «Sie verhindert aber nicht, dass man sich mit dem Virus infiziert.»

Um unser Immunsystem im Kampf gegen die Erreger besser zu schützen, rät Nicole Müller-Leuenberger den Ernährungsempfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung, basierend auf deren Ernährungspyramide, zu folgen. «Diese empfiehlt beispielsweise täglich drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst zu essen», ergänzt sie. «Idealerweise kauft man saisonale Produkte aus der Region und bereitet sie frisch und vitaminschonend zu.»

Damit unser körpereigenes Abwehrsystem intakt bleibt, braucht es regelmässig ausreichend Vitamin A, Vitamin C, Vitamin D und E, Folsäure sowie die Mineralstoffe Zink und Selen. Ernährungsfachleuten zufolge enthalten Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen, Brokkoli, Brom- und Heidelbeeren, Nüsse, Peperoni, Knoblauch und Zitrusfrüchte besonders viele dieser Mikronährstoffe. Knollengewächse wie Ingwer oder Knoblauch wiederum sind besonders reich an sekundären Pflanzenstoffen, sogenannte Polyphenolen. Diese beugen nachweislich gegen Infektionen vor, hemmen Entzündungen und stärken so unser Abwehrsystem. «Gleichwohl gilt, die Empfehlungen dem individuellen Bedarf anzupassen», ergänzt Nicole Müller-Leuenberger. «Raucherinnen und Raucher benötigen beispielsweise mehr Vitamin C, während die über 60-Jährigen auf eine angemessene Vitamin-D-Zufuhr achten sollten.»

Keine Nahrungsergänzungsmittel

Wie eine hinreichende Ernährung unser Immunsystem vor Covid-19 besser schützen kann, ist nicht erst seit gestern Gegenstand laufender Erhebungen. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt auf Basis aktueller Erkenntnisse neben den Vitaminen C und D und den Mineralstoffen Selen und Zink auch auf eine hinreichende Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren zu achten, die das Immunsystem nachweislich schützen. Gute Quellen für Omega-3-Fettsäuren sind pflanzliche Öle, fetter Meeresfisch und Forellen, Nüsse oder Avocado. Unser Körper verteidigt sich mit verschiedenen Barrieren gegen lästige Bakterien und Viren. Die Schleimhäute beispielsweise kleiden sämtliche Körperöffnungen von den Augen über die Nase, den Mund, den Intimbereich bis hin zum Darmausgang aus. «Sie müssen feucht sein, um eine gute Schutzbarriere gegen das Eindringen von Viren und Bakterien zu errichten», sagt Nicole Müller-Leuenberger. «Damit unsere Schleimhäute diesen Schutz gewährleisten können, müssen wir ausreichen trinken.» Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich 1.5 Liter Flüssigkeit wie Wasser oder ungesüssten Tee zu sich zu nehmen. Ferner raten Fachleute, die Nasenschleimhäute regelmässig mit etwas Öl zu behandeln oder einen Meersalznasenspray zu benutzen. Überdies sollte man durch die Nase und nicht durch den Mund atmen, damit dieser nicht austrocknet.

Auch kalte Duschen, Yoga- und Entspannungstechniken oder genügend Bewegung an der frischen Luft stärken unsere Abwehrkräfte. «Sonnenlicht fördert die körpereigene Produktion von Vitamin D», erklärt Nicole Müller-­Leuenberger. Kurze Spaziergänge mit 15 bis 25 Minuten Sonneneinstrahlung täglich reichen aus, um eine angemessene Vitamin-D-Produktion über die Haut anzuregen. Ist die Sonne sehr intensiv, sind Spaziergänge am frühen Vor- oder späten Nachmittag angezeigt.

Auch genügend Schlaf unterstützt unser Immunsystem nachhaltig. Vermeiden sollte man also Schlafmangel, aber auch ungesunden Stress. Sie schwächen unsere Abwehr insbesondere dann, wenn man zusätzlich kaum auf eine gesunde Ernährung achtet. Viele greifen deshalb regelmässig zu Nahrungsergänzungsmitteln. «Davon ist ohne medizinischen Grund abzuraten», warnt die Ernährungsberaterin. «Eine ausgewogene Ernährung versorgt den Körper eines gesunden Menschen mit den nötigen Nährstoffen in ausreichender Menge. Auch kann der Körper diese aus natürlichen Nahrungsmitteln viel besser aufnehmen, als aus künstlich hergestellten Präparaten.» Wer sich umständehalber nicht gesund ernähren kann, sollte eine gezielte Supplementierung mit dem Arzt besprechen.

Vorsicht mit Ernährungs-App

Nun gibt es immer mehr Menschen, die ihre Ernährungsgewohnheiten täglich kontrollieren, optimieren oder gar perfektionieren möchten. Nicht selten ziehen sie dabei eine der vielen Ernährungs-App zu Rate, die den Markt überschwemmen. Nicole Müller-Leuenberger verfolgt diese Entwicklung aufmerksam. «Oft weiss man nicht, wer eine Ernährungs-App entwickelt hat», gibt sie zu bedenken. «Gelegentlich ist der Inhalt einer App nicht auf dem neusten Stand, der Datenschutz wohl kaum gewährleistet oder die Nahrungsmittel lassen sich nicht mit Schweizer Normen vereinbaren.» Überdies habe man verschiedene Ernährungs-Apps getestet und die Ergebnisse miteinander verglichen. «Es gab grosse Unterschiede zwischen den Auswertungen.» Lieber verweist Nicole Müller-Leuenberger da auf die Ernährungshomepage des Bundesamts für Gesundheit mit passender App und weiterführenden Informationen zum Thema.

Quelle: Affoltern Anzeiger

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